TRANSIT
Kurze Projektbeschreibung
Für das Localize Festival 2022 entwickeln wir einen performativ bespielten Raum, der durch die Besucher:innen erfahrbar wird und zu einer Überwindung einlädt. Basierend auf den psychologisch tief verwurzelten Warnfarben Rot und Weiß, entsteht ein audiovisueller Tunnel, der durch seine Erscheinung im ersten Moment abweisend wirkt. Sind die Besucher:innen bereit sich dieser Grenze zu nähern, können sie in diesen Grenzraum eintreten und ihn durchqueren. Im Tunnel selbst trifft man auf Schatten an den Wänden. Traut man sich im Tunnel zu verweilen, kann man den Schatten beim bemalen der Wände zu sehen. Es wird klar, dass dies keine Videoinstallation ist, sondern sich echte Menschen auf den Rückseiten bewegen. Die Besucher:innen hören leise Stimmen, ruhige und teils verstörende Sounds und manchmal werden sie von den Schatten angesprochen. Je nach eigenem Ermessen können die Besucher:innen in eine Interaktion mit den Künstlern treten und so die Grenze zwischen sichtbarem und unsichtbarem überwinden. Am Ende des Tunnels erwartet die Besucher:innen der nächste Raum mit neuen Eindrücken.
Ausführliche Projektbeschreibung
Konzept
Wir konstruieren eine visuell/akustische Schleuse aus raum-großen Leinwänden, welche vor Ort auf dem Gelände konstruiert werden. Aus mehreren Leinwänden werden zwei sich gegenüberstehende abtrennende Raumstrukturen entstehen, die einen schmalen Korridor für die Durchquerung der Besucher:innen bilden.
Die Besucher:innen betrachten die Rückseiten der Leinwände während sich auf der gegenüberliegenden Seite rechts und links von ihnen Künstler befinden, die in einer Live-Performance in den Farben Rot und Weiß die Leinwände bemalen. Die anonyme Performance der Künstler animiert zum zuschauen und verweilen, jedoch bildet die enge Schleuse in der sich die Besucher:innen befinden, gleichzeitig ein Gefühl des Unbehagens und der Enge. Zuschauer und Zuschauerinnen durchschreiten den engen Tunnel und bilden die Grenze zwischen den beiden Künstlern. Sie geraten in eine Interaktion und sind Empfänger für die visuellen, haptischen und akustischen Signale, die über die Leinwände übertragen werden.
Seitens der Künstler werden lichtstarke Halogenstrahler in den Farben weiß und rot aufgestellt. Diese geben den Betrachter:innen einen Hinweis auf Farbauftrag und Struktur auf den Leinwänden. Je dicker der Farbauftrag, desto weniger Licht kann durch sie zu den Besucher:innen gelangen. Darüber hinaus werfen die Künstler selbst Schatten auf die Leinwand und Gesten ihrer Kunst können beobachtet und nachvollzogen werden. Die Zuschauer können das rege Treiben der Künstler zwar verfolgen, jedoch macht es die räumliche Abgrenzung der Leinwände und die rückseitige Betrachtung unmöglich, das fertige Werk oder die produzierenden Künstler selbst zu sehen.
Wir als Künstler treten mit diesem Konzept heraus aus dem Dunkeln unseres Ateliers und auch für uns bedeutet dies eine Überschreitung unserer normalen Grenzen. Über die Leinwand treten wir heraus aus unseren Schatten in die Interaktion mit den Besucher:innen. Am Ende der Performance werden die fertigen Kunstwerke veröffentlicht, und der Korridor geöffnet. Die Leinwände werden zusammengeschoben und ein Rundgang öffnet sich für die Betrachtung der entstandenen Werke.
Farbkonzept
Hergeleitet wird das Farbkonzept der Arbeit aus der Verwendung der Farben Rot und Weiß in Kombination innerhalb des öffentlichen Raumes für die Markierung von Grenzen, Warnungen, Wegeleitsystemen und der Verwendung als Hinweis- und Signalfarben. Das Farbkonzept wird sowohl innerhalb der Schleuse als Leitsystem verwendet, durch den die Besucher:innen schreiten, als auch auf den Leinwänden selbst. Durch Weißes und Rotes Licht seitens der Künstler wird das Farbkonzept noch einmal verstärkt. Die Verwendung der Farben auf den Leinwänden soll sich ggf. an den durch sie hervorgerufenen Emotionen orientieren. So können die Künstler ihre Gesten an die Verwendung der Farben anpassen.
ROT
bedrohlich, kraftvoll, aktivierend,
leidenschaftlich, dynamisch, freudig
WEISS
grell, rein, gefühlvoll,
beruhigend, stetig, sicher
Sound
Es gibt verschiedene Überlegungen um die Geräuschkulisse des Raumes zu bespielen. Zum einen soll es den Besucher:innen möglich sein in ein Gespräch mit den Künstlern treten zu können, zum anderen kann es auch Teil des Konzeptes sein, dass die Besucher:innen nicht nur visuelle Gesten der Künstler erfahren können, sondern auch akustische. Diese akustischen Gesten können Gespräche zwischen den Künstlern über ausgewählte, passende und zugleich spannende Themen sein, oder auch eine Art Sound-Ping-Pong, bei dem sich die Künstler gegenseitig Wortfetzen oder akustische Fetzen zuwerfen, auf die der Gegenüber reagieren muss.
Die Besucher:innen bilden den kommunikativen Zwischenraum, der in visueller oder akustischer Weise von einem Künstler zum anderen überwunden werden muss. Akustische Gesten könnten sich hierbei auch auf das bereits beschriebene Farbkonzept stützen und einen Kontrast zwischen roten und weißen Sounds aufmachen.
Weiteres Material
Skizzen
Dies ist der präferierte Raum. Wir sind flexibel und freuen uns auf Alternativvorschläge, falls der Raum schon beplant ist.
Ansicht Besucher:innen während der Performance
Visualisierung des Aufbaus unserer Installation. Wir haben einen präferierten Ort in den Location-Fotos gefunden, dennoch ist der Aufbau dieses "Raumes" auch an anderen Orten auf dem Gelände möglich.
Team
Martin Gnadt (* 1986) ist ein typo-grafischer Gestalter, der in Potsdam und Berlin lebt und arbeitet. Nach einem Kommunikationsdesignstudium folgte die Gründung des eigenen Grafikdesign-Studios. In 2011 war er bei Sagmeister Inc. in New York für ein viermonatiges Praktikum und
entwickelte Arbeiten für kulturelle Institutionen und internationale Klienten.
Seit 2013 unterrichtet er an der SRH University of Applied Sciences die Fächer Typografie, animierte Typografie sowie variable Identitäten und gibt Workshops. Seit 2022 unterricht er zudem an der FH Salzburg Typografie. Seine Erfahrungen aus diesen Lehrumgebungen führten zu Projekten wie dem international wahrgenommenen internal-affairs.org .
2018 zeigte er seine erste Soloausstellung unter dem Titel 10∗100=1000 im CLB Berlin. Seine Arbeiten wurden vom D&AD und dem International Graphic Design Festival Scotland ausgezeichnet, und auf Ausstellungen wie der Porto Design Biennale, der Golden Bee Biennale Moskau und Ficciones Typografikas in Minnesota gezeigt.
Er ist Gründungsmitglied des Hypergraphia e.V. und Mitorganisator des jährlichen Festivals.
Oliver Johannsen (* 1991) ist Kommunikationsdesigner, Fassadengestalter und Musiker. Nach einem abgeschlossenen Bauingenieurstudium folgten diverse Auslandsaufenthalte (Australien, NZ, Asien) und ein größerer Fokus auf Gestaltung. Seit mehreren Jahren ist er selbständig als Oberflächengestalter im Bereich Fassaden- und Wandgestaltung tätig.
2017 startete er sein Kommunikationsdesign Studium an der FH Potsdam. Seit Beginn des Studiums ist er selbständig auf dem Markt im Bereich Corporate Design, Grafikdesign und Animation tätig.
Er ist langjähriges Mitglied des Organisationsapparates der Nation of Gondwana und ist dort für die Gestaltung, Planung und den Aufbau der Bühne Bei Birke verantwortlich. Dabei entstanden Arbeiten im Bereich Projektion, Bühnengestaltung und Kulissenbau.
Er ist Gründungsmitglied des Hypergraphia e.V. und Mitorganisator des jährlichen Festivals.
Portfolio und Referenzen
Visuelle Recherche und Referenzen Rot/Weiß
Beispiele für eigene Arbeiten, die in Rot/Weiß entstanden sind. Diese waren Teil der Ausstellungen Urban Art 2020 in Cottbus und Schaufenster 21 Atelier WÜS in Berlin-Charlottenburg.
Beispiele für kollaborative Leinwände, die in den letzten beiden Jahren in unserem Studio in Beelitz entstanden sind.